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Workcamp 2007 in Livani

Bericht über die Workcamps in Livani, 17.Juni – 27. Juni 2007

Bilder vom Friedhof in Livani finden Sie hier:  http://usdine.free.fr/livanijewishcemetery.html

17.6.
Reisetag, am Spätnachmittag wird der Friedhof in Livani besichtigt. Gegenüber dem letzten Jahr ist alles sehr gewuchert. Wir werden drei Sektoren (1-3) an der Strasse und jeweils zwei dahinter bilden (.2 und .3). Dann wird es rechts daneben noch 4.2 und 4.3 geben (auf 4.1 liegt der Parkplatz des Privathauses.

18.6.
Die Sektoren werden eingerichtet. Der gesamte Müll wird eingesammelt (etwa 2 m3). Drei lettische Schüler aus Livani steigen in die Arbeiten ein. Die kleineren und kranken Bäume werden gefällt und zu Hebeln bzw. Rollen verarbeitet. Die vielen kleinen Büsche, die entfernt werden müssen, sollen an der Wand zur Automontagefabrik angepflanzt werden. Damit wird begonnen. In 1.1 gibt es keine Gräber und deshalb soll dieser Teil so belassen werden. Der neue Hauptweg in 2.1 und 2.2 wird begonnen. In 2.2 und 2.3. wird begonnen die Gräber freizulegen. Mit dem Abfall werden die Gruben zum christlichen Friedhof gefüllt.

19.6.
Die Kooperation mit der Stadtverwaltung ist in Livani deutlich besser als in Plavinas. Man ist sehr bemüht, alles bereitzustellen. Das komplette Gelände wird von den kleinen Sträuchern befreit. Dadurch wird die Struktur des Friedhofs deutlich. Die meisten Grabsteine sind in 1.3 und 2.3. Zwei Grabsteine werden unter der Erde gefunden. Zwei der umgekippten Grabsteine werden umgedreht.

20.6.
Es wird mit der Kartographierung begonnen. Die ursprünglichen Sektoren werden aufgelöst, weil aufgrund der jetzt erkennbaren Struktur sich eine Dreiteilung anbietet. Die Sektoren werden bezeichnet mit A (hinterer Teil mit der Masse der Steine), B (an der Strasse bis zur höchsten Stelle) und C (hinter dem Privatgrundstück) und dann in 10m mal 10m grosse Quadrate eingeteilt (z.B. A1-A19). Dazu wird ein gelbes Netz in etwa in Höhe der Projektionsfläche gespannt. Das erleichtert die Lokalisierung der einzelnen Gräber ungemein. Die Verzerrung durch die Höhenunterschiede wird vermindert. Das System sollte zukünftig beibehalten werden.
Da die Situation übersichtlicher ist als in Plavinas wird beschlossen den Gräbern im Plan folgende Art von Nummern zu geben: ein Buchstabe für den Sektor, die erste Zahl für die Reihe und die dritte für die numerische Reihenfolge (evtl. mit Punkt abgesetzt). Viele Grabsteine sind bereits fotografiert. Das muss evtl. noch einmal mit den entsprechenden Nummern wiederholt werden. Auffällig ist, dass mehrere Grabsteine mit gelber Farbe verziert sind (insbesondere der Stein mit den Löwen fällt auf). Sorgen bereiten uns noch die auf den Kopf gestellten Grabsteine, die sehr fest im Boden stecken. Der Hauptweg wurde freigeräumt. Es wäre sinnvoll, wenn dieser Weg mit kleinen Steinen abgedeckt wird. Die weiteren Wege zwischen den Gräbern werden geplant und zum Teil angefangen.
Mehrere umgefallener Grabsteine werden aufgerichtet. Einige Grabsteine werden unter der Erde gefunden. Im Vergleich zu Gostini ist die Erwartung, dass es deutlich weniger Steine sein werden. Es gibt auch einige Gräber, von denen nur Erdhügel zu sehen sind.
Die eingestürzte Mauer hinten wurde zerschlagen. Vorne scheint es, als müssten mehr Teile entfernt werden, als es für den neuen Eingang erforderlich ist. Leider werden die zugesagten Materialien (insbesondere die Füsse für den Zaun) nicht geliefert, sodass wir zeitlich in Schwierigkeiten kommen. Angesichts der verbleibenden Zeit scheint es unmöglich, den geplanten Zaun komplett zu errichten. Wir werden versuchen die offenen Mauerfelder hinten, die Ecke vorne links und den Eingangsbereich fertigzustellen. Die Abgrenzung zum Privatgrundstück kön nte auch durch eine Pflanzung (so dass später immer noch ein Zaun gesetzt werden kann) erfolgen.

21.6.

Der Mauerdurchbruch vorne wird geschaffen. Es fallen allerdings zwei Mauersegmente. Das Teil links neben dem Eingang wäre bald umgefallen. Das Material wird weggeräumt und die Bodenunebenheit hinter der Mauer wird angepasst.
Hinten werden im Durchbruch die Füsse für den Zaun einfundamentiert. Das Holz wird morgen geliefert.
Zwei auf den Kopf gestellte Grabsteine werden umgedreht und einer aufgestellt. Der Grillplatz wird aufgelöst, die Zuordnung der Steine dort ist noch unklar. Es werden viele weitere Wege freigemacht.
Die Kartographierung schreit gut voran. In Sektor A sind alle vorhandenen Gräber eingezeichnet.

22.6.

Arbeitsfreier Tag, Besuch der Holocaustgedenkstätte Salaspils und des jüdischen Museums, Begrüssung durch die jüdische Gemeinde und die Vertreter der Botschaften Deutschlands und der Niederlande. Abends findet ein gemeinsamer Besuch des Gottesdienstes zu Schabbat-Beginn statt. Danach kurzes Gespräch mit Rabbi Glazmann. Nachdem er zunächst uninteressiert reagiert, wird er angesichts einiger Sätze in Iwrit offener.

23.6.
Ein grosses Problem sind die Wege. Sie sehen einfach unordentlich aus, wenn das Unkraut auf der Lauffläche beseitigt ist. Es wäre am besten, wenn alle Wege mit Kalk- oder Kieselsteinen gemacht würden. Etwa zehn umgefallene oder umgeworfene Grabsteine werden aufgerichtet und neu gesetzt, d.h. wir brauchen noch mindestens einen Arbeitstag um den bisher bekannten Rest ordentlich hinzustellen. Zwei weitere Grabsteine werden bei diesen Arbeiten gefunden. Im Unterschied zu Gostini sind die Grabsteine unterschiedlicher gestaltet. Inschriften sind eingeschlagen oder stehen aus dem Stein hervor. Geschätzte 5 % sind poliert. Mehrfach kommen auf den Steinen Löwenbilder vor. Viele Steine sind zum Teil auch flächig mit gelber Farbe verziert. Im Feld A1 gibt es mehrere kleine Grabsteinstücke, die wohl nicht zusammenzufügen sein werden. Vielleicht machen wir irgendwo eine Sammelstelle dieser Teile.
Hinten wird der Zaun gemacht und auf zwei Metern auch verlattet. Vorne werden an beiden Stellen die Fundamente für die Zaunfüsse gesetzt. Der Eingangsbereich wird 1,50 m breit und soll später mit einem einflügeligen Tor versehen werden. Zwischen Strasse und Eingangsbereich findet sich unter der Erde glatter Asphalt. So ist mindestens der erste Teil der Zuwegung problemlos. Die Mauerreste werden bis zu Eröffnung hoffentlich abgeholt.
Neben dem Tor wollen wir ein Hinweisschild (In lettisch) anbringen.
Das Netz, mit dem wir die Kartographierung erleichtern wollten, bringt Probleme beim Arbeiten, weil man immer wieder über das Netz steigen oder drunter durch kriechen muss. Mehrere Passanten fordern uns auf, auch gleich das Privathaus auf dem Friedhof zu beseitigen.

24.6.
Arbeitsfreier Tag (Sonntag)

25.6.
Der Zaun hinten wird vollständig verlattet, vorn an beiden Stellen bis auf einen Meter (Holzmangel). Der Zaun wird gestrichen.
Da noch weitere Steine gefunden werden, bleiben auch noch für morgen acht Steine, die gesetzt werden müssen. Heute werden viele Steine in die richtige Richtung gedreht (irgendjemand muss Spass daran gehabt haben, die Steine umzudrehen). Die Steine, die unter Erdreich gefunden werden, liegen so tief, dass der Beginn des Vandalismus sicher schon in den 50er Jahren begonnen hat. es ist erschreckend, mit wieviel Kraft vorgegangen wurde.
Wir finden zwei Steine, die von der Beschriftung abweichen. Der eine hat vorne hebräische Buchstaben und hinten lateinische (Name und Lebensdaten auf lettisch). Der andere hat den Namen auf lateinisch im Sockel. Im Sektor A findet sich eine Grabumrandung, in die gleichzeitig die Daten eingeschlagen sind (das ist bisher weder hier noch in Gostini vorgekommen – wir haben aber 2006 solche Umrandungen in Jaunjelgava gesehen). Wir finden ein Bruchstück eines Grabsteins mit zwei russischen Buchstaben. Es ist unklar, ob dieses Stück vielleicht vom orthodoxen Friedhof stammt. Was mit den mit Farbe beschmierten Steine passieren soll, ist noch nicht sicher.
Verschiedene Grabsteine werden zusammengepuzzelt und mit Zement zusammengesetzt. Einige werden nur mit Zement auf des vorhandene Fundament gesetzt. Es bleiben aber viele Steine, die mit Armierung neu verankert werden müssen. Ein Stein wird aus einem offenen Grab geborgen. Ein weiterer soll morgen folgen. Mittags kommt der Kalkstein für den Hauptweg. Wie es im ersten Moment aussieht, bleibt auch noch etwas für einige Wege übrig.
Bei den Wegarbeiten geht es vor allem darum, den organischen Abfall zu beseitigen.
Die Kartographierung in Sektor B und C kommt voran. Probleme bereiten die Grabsteine, die in der ersten Skizze wild herumlagen und nun gesetzt sind.
Es wird begonnen, alle Steine werden mit der Nummer der Kartographierung zu fotografieren.
Die Stadt Livani holt die Mauerreste und den Müll ab. Bislang hat man alle Zusagen zügig eingehalten.

26.6.

Heute unterstützen uns auch die Schüler aus Plavinas, mit denen wir in den letzten beiden Jahren gearbeitet haben. Lasma wird bei der Eröffnung übersetzen.
Die restlichen Kalksteine müssen auf die Nebenwege verteilt werden. Da auf dem Hauptweg die Steine ziemlich hoch liegen, wird davon noch etwas abgetragen und verteilt. Der Hauptweg und mehrere Nebenwege werden mit Baumstämmen eingefasst.
Am Zaun wird ein provisorisches Schild (für das Fernsehen) angebracht. Der Rest des Zaunes wird gestrichen. Die fehlenden Bretter kommen leider nicht, aber die Stadtverwaltung verspricht sie morgen anzunageln. Die beiden Stützbalken des Zaunes müssen noch nachzementiert werden. Am Zaun vorne (von innen) und zum bebauten Grundstück werden zahlreiche Büsche gesetzt.
Die restlichen Steine werden gesetzt, bzw. gelegt. Für den grossen Stein, der unten an der Mauer lag, gibt es keinen nachvollziehbaren Standort. Deshalb wird er vor die anderen gelegt. Grosse Mühe bereitet der Stein, der tief in einem leeren Grab liegt. Um ihn zu bergen, sind Seile und mehrere Hebel erforderlich. Zwei Steine werden noch zementiert.
Das ganze Gelände (einschliesslich der Strassenfront) wird von Stein-, Baum- und Laubresten gesäubert.
Es halten erstaunlich viele Autos an. Die Fahrer, aber auch Passanten fragen, was auf dem Friedhof passiert. Immer wieder wird Zustimmung signalisiert.
Die Kartographierung und die Übersetzung der Inschriften wird vorläufig abgeschlossen. Beides sollte bei einem zukünftigen Projekt überarbeitet werden. Die restlichen Grabsteine werden fotografiert.
Nachmittags findet die Eröffnungsfeier statt. Daran nehmen aus Livani der Bürgermeister und sein Stellvertreter, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, der Abgeordnete im Seim, zwei Fernsehsender (wir kriegen hoffentlich die Beiträge) und ein Pressevertreter teil. Die Stadt Livani würde eine Fortsetzung des Projekts begrüssen. Die drei Schüler aus Livani, die mit uns gearbeitet haben, bekommen von uns den Auftrag, weiter nach dem Friedhof zu sehen und uns Unregelmässigkeiten mitzuteilen. Nach der Feier diskutieren wir noch mit Frau Umanowska über die Rolle von Rabbi Barkahan und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit ihm. Es ist unklar, welche Ziele Barkahan verfolgt. Es  verfestigt sich aber der Verdacht, dass er uns für seine Ziele ausnutzen will. Es wird andiskutiert, wie wir uns dagegen wehren können. Für uns ist klar, dass die Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde erste Priorität hat.
Frau Umanowska bekommt die Fundstücke von Gostini.

Hier nun einige Bilder der Eröffnungsfeier:

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Ebreju kapi 023_1 PIC_212

Klaus-Peter Rex
Reda El Scherif
Alex Budahn (2005)
Christoph Brumm
Darius Dreyer (2005+2006)
Pia Göke
Anika Göttsche (2005+2006)
Gerrit Heinmüller
Jens Kussauer (2005+2006)
Marisa Lange
Jelena Okunnek (2005+2006)
Wanda Sebastian (2005)
Jonas Urban
Nils Weber (2005+2006)
Julia Willing
aus NL:
Laurenz Juhasz
Gary Zuidland
aus ISL:
Lena Sack
Gal Soroker
aus LV:
Dace Klavina (2005+2006)
Lasma Zeipe (2005+2006)
Liga Spule (2005+2006)
Arturs Rudzitis (2005+2006)
Janis
Liga
Sane