Camp Riebeni 08.-18.07.2024
08.07.2024 Montag
Reisetag: Bundesbahn fast pünktlich, AirBaltic verspätet. Das Problem war die Busfahrt von Riga nach Riebeni. Wir haben dem Busunternehmer Drulle einen falschen Termin durchgegeben, es ist nirgendwo aufgefallen und er war nicht da. Er konnte uns dann aber einen Bus nach Riga und weiter nach Riebeni zur Verfügung gestellt. Kostete leider 600€. Wir haben dazu einen PKW gemietet, um erstmal beweglich zu sein. Dadurch waren wir erst um 21:30 in Riebeni.
09.07.2024 Dienstag
Mit dem Frühstück hat es auch nicht geklappt, weil die Stadtverwaltung mitgeteilt hat, dass sie nur das Mittagessen zahlen und nicht weitergegeben haben, dass wir das Frühstück selber zahlen. Die Russischkenntnisse von Irina helfen, wenn Lauris nicht da ist. Wir hoffen das es morgen klappt.
Der Friedhof ist nach 7 Jahren doch weiter verwildert und etwas grosser als in der Erinnerung.
Wir schlagen das Tor frei und den Anfang eines möglichen Weges. Im westlichen Bereich fangen wir an und stellen die ersten Steine auf. Die Zementierung erfolgt ab morgen. Wir schätzen, dass wir 100kg Fertigbeton brauchen.
Es gibt mehr Steine unter der Erde, als wir erwartet haben. Fast 10 werden davon ausgegraben. Schon jetzt ist klar, dass die Inschriften nicht unbedingt dem üblichen Muster entsprechen, sondern an vielen Stellen erweitert sind.
Einige fahren am Nachmittag zum Holocaustmahnmal nördlich von Riebeni. Leider sehr viele Mücken! Ein paar hundert Ermordete, und das gezeigte Grab ist mehr symbolisch, aber lokal richtig.
10.07.2024 Mittwoch
Das Frühstück klappt.
Die Stadt hat Wasser gebracht, sodass wir zementieren können. Und das wird reichlich genutzt. Morgen soll auch noch ein Betonmischer kommen, sodass es noch schneller gehen kann.
Es gibt die Reihen A-N, mit maximal 10 Steinen, einige haben aber nur drei Steine. In den Reihen A-E stehen inzwischen fast alle Steine, aber noch nicht alle sindzementiert. Ein Grabstein (K9) ist sehr gut erhalten und relativ leicht lesbar, aber auch nur von 1930.
Es gibt mehrere „Billig“-Grabsteine aus Beton, oder mit einer aufgebrachten Betonschicht, in der die Namen stehen. Es gibt aber auch ein paar Mamorsteine, einer davon auf Mamorsockel (müssen wir noch zusammenbauen).
Heute sind zwei Letten da, die kräftig mitarbeiten und sich durch riskante Arbeitsweise auszeichnen. Die Letten erzählen, dass in Riebeni so viele Grabsteine umgestürzt sind, weil die Leute aus Riebeni glaubten, dass die Juden vor ihrer Flucht unter Grabsteinen versteckt haben.
Das Material für den Davidstein wird gekauft (goldenes eloxiertes Leichtmetall).
11.07.2024 Donnerstag
Heute arbeiten vier Letten mit.
Unterhalb des Gräberfeldes finden wir eine Grabumrandung (die einzige auf dem Friedhof). Sie liegt südlich ausserhalb der übrigen Gräberreihen.
Für einen grossen Stein benutzen wir den Flaschenzug, aber es dauert länger, als durch Hebel und Trageschlingen.
Wir beginnen mit der dauerhaften Beschriftung, weil für morgen und übermorgen Regen angesagt ist. Zwei Grabsteinen müssen a-Nummern vergeben werden, weil sie erst nach der dauerhaften Beschriftung gefunden wurden. Ein Stein bekommt eine Nullnummer.
Der rote Mamorstein wird aufgerichtet und mit dem Sockel verbunden.
Heute finden aufgrund der Fragen der Jugendlichen viele Gespräche über jüdische Religion und Beerdigungsriten statt.
12.07.2024 Freitag
Heute sind wir allein. Zum Glück kommt der vorhergesagte Regen nicht. Dafür kommt der Sand (bzw. Schotter). Wahrscheinlich haben wir zu viel bestellt. Wir verarbeiten etwa ein Drittel, aber es fehlt noch der Vorplatz und wir könnten die Schicht dicker machen. Im Sand sind auch Steine,die wir für Fundamente und Wegumrandungen nutzen.
Es werden fast 20 Steine gesetzt. Leider haben wir jetzt nur noch schwere Steine.
Ein Stein ist in Jiddisch mit hebräischen Buchstaben (selten).
Bei den Zementierungsarbeiten hängen wir etwas. Da werden wir mehr Leute einplanen müssen.
Da es in der Nacht geregnet hat, können wir keine Steine beschriften.
13.07.2024 Samstag
Keine Arbeiten wegen Schabbat. Wir nehmen am Stadtfest in Preili teil und besuchen dabei den jüdischen Friedhof, den wir 2013 und 2014 gemacht haben.
Zwei Grabsteine sind umgefallen, der Stein mit den Namen der Teilnehmer ist arg verwittert.
Leider regnet es ab Mittag ziemlich, sodass eine Beschiftung der Steine am Sonntag nicht möglich sein wird.
14.07.2024 Sonntag
Bis auf 8 Steine ist alles aufgestellt. Ein Stein wird für das Fernsehe am Montag vorbereitet und auch ein Stein zum Schäumen ausgesucht.
Der Sand wird weiter verteilt. Der Weg auf den Friedhof gabelt in zwei Zweige, die bis fast an die Gräber rangehen. Ein Teil des Vorplatzes wird gemacht, aber es ist immer noch ziemlich viel Sand übrig. Und wir haben inzwischen einen grösseren Haufen an Steinen, die wir für den Rand des Weges nutzen wollen. Es sieht auf alle Fälle besser aus als der mögliche Rindenmulch, ist aber viel schwerer und anstrengender zu verteilen.
Der Magen David wird für die Fixierung vorbereitet. Unsere Bohrmaschine reicht für den Stein im Tor nicht aus. Hoffentlich kann Lauris eine Schlagbohrmaschine besorgen.
Die ersten Baumstämme für die Sitzecke werden auf der Fläche hinter dem Eingang aufgestellt. Die überzähligen werden morgen abgeholt. Ausserdem kommt morgen jemand mit einem Rasenschneider. Und die Stadt schickt Leute, die die Vegetation am Eingangsbereich und an der Strasse schneiden sollen. Da müssen wir aufpassen, dass nicht zuviel der Hecke beseitigt wird.
15.07.2024 Montag
Leider waren wir heute etwas zu spät und Arbeiter der Stadtverwaltung haben etwa 5 m der Hecke am Tor abgeschnitten. Stattdessen machen wir eine kleine Mauer aus den gefundenen Feldsteinen. Die Arbeiter mähen auch den Rasen und sammeln abgebrochene Äste ein.
Das Fernsehen kommt und nimmt verschiedene Aufgaben auf. Der Link geht an Lauris.
Heute sind auch wieder lettische Jugendliche dabei und einer hat eine Schlagbohrmaschine dabei, sodass wir den Magen David anbringen können. Die Schrauben haben wir mit 2-Komponentenkleber gesichert.
Alle restlichen Steine werden aufgestellt und fundamentiert. Die Vermessung des Friedhofs beginnt. Ausserdem die fotographische Dokumentation. Für den Eingang wird ein Stein mit den Namen der Beteiligten angefangen.
Der Sandberg wird leider nur sehr langsam kleiner. Das wird morgen eine unserer Hauptaufgaben sein. Die Sitzecke hinter dem Tor wird fertiggestellt.
Morgen bleiben nur Restarbeiten, Aufräumen und „Schminke“ des Friedhofs.
16.07.2024 Dienstag
Heute sind wieder zwei Letten da. Der Sandberg verschwindet. Die Idee neben dem Tor Büsche zu setzen lässt sich nicht umsetzen. Stattdessen wird es jetzt eine Mauer aus Steinen und Baumstämmen.
Alle Steine werden geschäumt und fotografiert, aber ab Reihe D aber ohne den Masstab. Damit lässt sich auf den Bildern die Grösse der Steine nicht mehr erkennen. Die letzten beiden Steine werden fundamentiert (wir hatten einen vergessen und einer war nicht ganz fest).
Am Beginn des Gräberfeldes wird eine Bank aufgestellt. Das aufgebrochene Grab wird besonders markiert.
In der Sitzecke am Tor wird eine Menora in den Boden gelegt. Der Stein mit den Namen der Beteiligten wir links am Tor aufgestellt.
Im übrigen wird aufgeräumt.
Abends gibt es eine Kulturveranstaltung mit einigen Letten im Kulturhaus.
17.07.2024 Mittwoch
Zur Eröffnung kommt die Vorsitzende des Museum, die Landrätin, die Bürgermeisterin, Beate Kirch (deutsche Botschaft), eine Vertreterin der lettischen Botschaft (die Botschafter beider Länder beenden in den nächsten 14 Tagen ihren Dienst) und Gita Umanowska von der jüdischen Gemeinde. Ausserdem ist das Fernsehen wieder da.
Nach den Reden zeigen wir den Friedhof. Danach ist noch ein Empfang im Kulturhaus.
Auf der Rückfahrt und in Riga holt uns das Pech wieder ein. Der Bus kommt 30 min zu spät und hat dann auch noch einen Platten. Durch einen Zahlendreher erwartet uns das Hotel erst im August, obwohl wir am 10. die Zimmerliste mit Datum durchgegeben haben (vielleicht weil wir oft im August da waren?). Aber das Problem löst sich und wir kriegen alle noch Zimmer. Leider arbeitet im Hotel die Klimaanlage gegen die Heizung.
18.07.2024 Donnerstag
Rückflug mit ein wenig Verspätung.