Camp Rujiena 13.-23.07.2025
13.07.2025 Sonntag
Am Spätnachmittag Anreise von Düsseldorf nach Riga. Deshalb Übernachtung im Flughafenhotel
Mara. Die Buchung des Taxis über GetTransfer klappte nur mässig.
14.07.2025 Montag
Der Leihwagen ist pünktlich da. Auch bei der Spedition klappt die Abholung des Werkzeug, aber
wir brauchen länger für die Fahrt nach Rujiena/Naukseni. Deshalb erfolgt nur eine ausführliche
Besichtigung auf dem Friedhof. Ein Problem ist sofort klar: auf dem Acker zum Feld steht ziemlich
viel Wasser, da es letzte Woche geregnet hat. Der Wagen von Bauhof der Stadt fährt sich fest und
muss von einem Trecker geborgen werden. Die Zuwegung kann nur zu Fuss bewältigt werden.
Aber immerhin ist sie gemäht worden.
Es ist schnell klar, dass es sich eher um 30 Steine handelt, als die vorhergesagten 17. Es gibt
kaum Steine, die stehen. Daria und Andris werden die ganze Zeit mitarbeiten. Wir finden einen
Nachbarn, der das Werkzeug über Nacht aufnimmt.
15.07.2025 Dienstag
Wir schlagen einen grossen Teil des Wildwuchses raus, Andris bearbeitet mit dem Trimmer das
Gras. Im vermutlichen Eingangsbereich werden 5 kleinere Bäume gefällt. der hinterste Stein wird
als erster aufgerichtet. Andris arbeitet weiter mit dem Trimmer und der Kettensäge.
16.07.2025 Mittwoch
Unmittelbar vor dem hintersten Stein ist offensichtlich eine Grabanlage gewesen (6 Säulen mit
Kette verbunden, ein Grabstein steht innerhalb). Das Aufrichten kostet ziemlich viel Zeit. Wenn wir
irgendwo eine Kette finden, werden wir das reparieren.
Grosse Aufregung als eine erboste Nachbarin erscheint, von der Daria schon berichtet hatte. Sie
weigert sich irgendetwas ausser Lettisch zu verstehen (wir hatten Englisch, Russisch und Polnisch
angeboten). Daria ist noch nicht da und verhandelt telefonisch mit ihr. Die Nachbarin stört sich an
unserem Auto und an dem Müll, der auf ihrem Grundstück rumliegt (das war aber unser
Werkzeug). Wir dürfen über ihr Grundstück nicht mit dem Auto fahren. Sie hat im Nachgang zu
den Gesprächen mit dem Bürgermeister telefoniert, der sie aber abblitzen lassen hat.
Der Nachbar auf der anderen Seite ist viel zugänglicher. Er hat kein Problem mit unserer Arbeit
und erläutert, dass der ursprünglich Eingang tatsächlich auf der Westseite war. Ausserdem hat da
ein kleines Haus gestanden, in dem die Toten für die Beerdigung vorbereitet wurden und
Beerdigungsteilnehmer, denen schlecht geworden ist, versorgt wurden. Von dem Haus haben wir
noch nichts gefunden. Der Friedhof ist 1941 Sammelpunkt der Juden gewesen, aber dort wurde
niemand erschossen.
Der holzverarbeitende Betrieb etwas weiter im Westen hat zugesagt, dass er kostenfrei Holzspäne
liefern wird, damit wir den Weg auf dem Friedhof machen können. Von dort können wir auch
Balken für ein symbolisches Tor bekommen.
17.07.2025 Donnerstag
Wir wollten den Stein von Izchak Goldberg vorbereiten, dass er in Anwesenheit von Ben Zion
Beilin (emeritierter Professor für Medizin in Jerusalem) aufgestellt wird. Aber das klappt nicht, weil
der Stein zu heftig vom Gewicht ist und Andris erst später kommt. Nachdem er gekommen ist,
versuchen wir es und entscheiden dann, dass der Stein so stehen bleibt. Es ist doch etwas knapp
mit der Arbeitskraft unserer kleinen Gruppe. Wir bearbeiten dann an mehreren anderen Steine,
aber noch ist nichts fertig.
Ben Zion kommt um 12:00 und er ist überwältigt, weil er den Friedhof noch nie so frei gesehen
hat. Es ist nicht sein Großvater, aber nahe Verwandtschaft. Mit ihm kommt noch ein Verwandter
aus Gostini, der den Friedhof, den wir 2005/2006 gemacht haben, kennt. Er meint, er sei der letzte
Jude in Gostini. Beide äussern, sie seien von der Professionalität der jungen Leute sehr
beeindruckt.
Das lettische Fernsehen kommt um 13:00. Der Bericht wird nächste Woche gesendet und wir
kriegen einen Link.
Den Stein am Eingang werden wir so liegen lassen, und damit dokumentieren, dass er geklaut
werden sollte.
Das Sägewerk liefert zwei Ladungen Rindenmulch, aber dann doch nicht ganz umsonst, sondern
30€ pro Ladung.
18.07.2025 Freitag
Heute werden vor allem Steine aufgerichtet. Dabei kommt der Flaschenzug zum Einsatz. In einer
der ersten Reihen finden wir einen 4-teiligen Stein, den wir aufgrund der Gesamthöhe nicht
ausrichten können.
Zum liegenden Stein im Eingang kommt heraus, dass die aggressive Frau versucht hat diesen
Stein für ihre Terrasse zu klauen. Deshalb werden wir ihn genauso liegen lassen. Sie macht
ständig Kontrollgänge und hat auch wieder die Polizei angerufen, aber die hat ihr gesagt, dass wir
nichts illegales machen. Ein Bauer von einem Nachbarfeld im Norden hält während der Arbeit am
Friedhof und fragt was wir machen. Er hält den Daumen hoch.
Im Sägewerk besorgen wir Leisten für den Davidsstern. Im Baumarkt Winkel für die Balken des
Tores.
Gita teilt mit, dass zur Eröffnung der stellvertretende deutsche Botschafter kommen. Die
Israelische Botschaft sendet auch jemand, kann aber erst Montag sagen wer kommt. Von der
jüdischen Gemeinde kommt vor allem Gita und Illya Lensky.
19.07.2025 Samstag
Wegen Shabbat ist Ruhetag auf dem Friedhof. Wir fahren nach Pärnu/Estland.
20.07.2025 Sonntag
Wir haben eine Einladung von der lutherischen Kirche in Rujiena zum Gottesdienst bekommen. Er
möchte uns vorstellen und kennenlernen. Andris i Amst auch da. Ein Gottesdienst mit
hochlutherischen Elementen, aber auch mit katholischen vor Vaticanum 2 und Elementen der
Erweckungsbewegung. Wir laden den Pastor zur Eröffnung des Friedhofs ein.
In Rujiena finden wir ein Blumengeschäft. Dort werden wir ein Dankeschön für Daria und Andris
besorgen.
21.07.2025 Montag
Heute arbeitet eine Lehrerin, Ilze, mit, die wir gestern in der Kirche getroffen haben. Wir versuche
heute alles fertig zu bekommen, damit wir morgen nicht mehr in Arbeitskleidung raus müssen,
d.h. heute statt bis 14:00 bis 19:00. Und es klappt: die letzten grossen Steine stehen, alles ist
betoniert und das Tor ist gesetzt. Was fehlt ist noch der Magen David (aber den will Andris noch
heute Abend anbringen. Alle Steine sind beschriftet, die Inschriften lesbar gemacht und
fotografiert. Einige Steine sind mit prächtigen Motiven versehen. Wir legen vom Tor aus Wege an.
Ein Sechstklässler kommt mit dem Fahrrad. Er wollte eigentlich schon vor ein paar Tagen
kommen, hat sich aber nicht getraut. Heute hat er seine Lehrerin erkannt und wollte dann sein
Englisch bei uns ausprobieren. Klappte ganz gut.
22.07.2025 Dienstag
Zur Eröffnung kommt der Bürgermeister Janis, von der jüdischen Gemeinde Gita und Illya, die
stellvertretende deutsche Botschafterin, Andris Kukurs, der den Magen David gemacht hat, Daria,
die den Anstoss 2023 gegeben hat, die Lehrerin Ilze und noch einige weitere Leute aus Rujiena.
Alle sagen, dass sie Rujiena wegen der Verwilderung für nicht möglich gehalten haben und sie
über das Ergebnis in der kurzen Zeit positiv überrascht sind. Ilze sagt, dass sie mit Schülern
jährlich nach dem Friedhof sehen will. Andris wird das auch tun.
Danach hat Gita einen Empfang in der alten Mühle organisiert. Die Botschafteriin äussert noch
einmal, dass sie vom tollen Engagement der Jugendlichen sehr überrascht ist.
Mit Gita Und Illya über mögliche Friedhöfe 2026 gesprochen. Illya schlägt Tukums vor. Aber der
Friedhof hat zwei Probleme: Oberflächenwasser läuft vor allem im Frühjahr bis zu 15cm Höhe
über den Friedhof. Da müsste ein Rohr über den ganzen Friedhof gelegt werden. Das zweite
Problem ist die Hundeauffangstation, die sehr laut ist. Der zweite Vorschlag ist Talsi. Da waren wir
2010 . Jetzt ist alles wieder verwildert und die Stadtverwaltung hat gefragt, ob wir das nochmal in
Ordnung bringen können. Da sind wir der Meinung, dass wir das nicht machen werden, weil durch
nichts sichergestellt ist, dass es diesmal besser geht. Von uns kam der Vorschlag, die restliche
Hälfte von Sabile zu machen. Das wäre eine Aufgabe für eine kleiner Gruppe. Wir haben
Saistkalne angeregt, aber da meinte Illya, der wäre eher in Ordnung. Dan Rubanenko hat bei Gita
angefragt, den Rest von Subate zu machen. Da war das Problem, dass einzelne Gräber auf den
Hügeln liegen, bis zu 7m hoch.
23.07.2025 Mittwoch
Morgens treffen wir noch Dan Rubanenk. Wir fahren dann zum Salaspils Memorial. Dort waren
22000 Menschen inhaftiert. Wir fahren nach der Gedenkstätte Salaspils. Am Spätnachmittag
Rückflug nach Düsseldorf.
Teilnehmer,: Florina, Vicky, David, Maro, Jana und Klaus, sowie Daria, Andris und Ilze.